Goldwert als Basisinvestment

Keine Angst vor steigenden Zinsen

Mit der verkündeten Reduzierung des Anleihekaufprogramms seitens der EZB mehren sich die Anzeichen einer geldpolitischen Wende – oder besser gesagt: Die Geldpolitik dürfte wieder auf ein „normales“ Maß kommen. Der Goldpreis braucht jedoch höhere Zinsen nicht zu fürchten, im Gegenteil.

Wie sensibel der Goldpreis auf eine einzige Aktion reagieren kann, zeigt die Geschichte von Mansa Musa: Als der Herrscher des Malireiches im Jahr 1324 auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka in Kairo gemeinsam mit seinen Begleitern bei einem Zwischenstopp einkaufte, wurde so viel Gold auf den Markt gebracht, dass der Goldpreis drastisch fiel. Laut modernen Berechnungen soll der Preissturz durch die herrschaftliche „Shoppingtour“ ca. 25 % betragen haben.

Die Wende der Geldpolitik

Heute ist für den Goldpreis eher weniger die Einkaufsfreude eines Einzelnen als vielmehr die Geldpolitik der Zentralbanken entscheidend. Und hier deutet sich eine Wende an: So kauft die EZB seit Anfang dieses Jahres nur noch halb so viele Staatsanleihen an wie zuvor, nämlich 30 Mrd. Euro monatlich statt 60 Mrd. Euro. Sönke Mißfeld zufolge ist damit jedoch nicht gesagt, dass die EZB so tatsächlich einen restriktiveren geldpolitischen Kurs fahren wird. „Die bis Ende 2018 für das Anleihekaufprogramm geplanten 2,5 Bio. Euro frischen Zentralbankgeldes bleiben noch auf unbestimmte Zeit im Umlauf und die monetären Grundbedingungen sind weiterhin sehr expansiv“, so der Filialleiter von Ophirum Hamburg. Zudem würde die Geldmenge in der Eurozone laut Mißfeld auch nach Ende des Quantitative Easing (QE)-Programms steigen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die USA, wo das QE schon seit drei Jahren beendet ist und auch schon moderate Zinsanhebungen durchgeführt wurden. Mißfeld zufolge kommt die stetige Ausweitung der Geldmenge dem Goldpreis zugute. Dass sich der Goldpreis auch in Zukunft positiv entwickeln dürfte, glaubt auch Martin Siegel. „Das erwartete Zurückfahren des Anleihekaufprogramms der EZB dürfte einen positiven Einfluss auf die Goldpreisentwicklung haben“, glaubt der Geschäftsführer der Stabilitas- Pacific Gold+Metals GmbH. Ähnlich sieht es Hans Kleser, der auf die jüngste Entwicklung des Goldpreises verweist, als dieser einen entscheidenden Sprung gemacht hat. „Über die schwierige Marke von 1.300 $/oz, mittlerweile auf 1.330 $/oz. Grund hierfür war nur die Ankündigung des Zurückfahrens des Anleihenprogramms und zusätzlich die Trump $-Politik“, so der Vorstand der G Deutsche Gold AG. Bis Ende des Jahres rechnet Kleser mit einem Goldpreis von 1.400 – 1.500 $/oz.

Steigende Zinsen schaden Gold nicht

Da Gold naturgemäß keine Zinsen bringt, liegt die Vermutung nahe, dass die Anlage in das gelbe Edelmetall in Niedrigzinsphasen weniger attraktiv ist. Dem widerspricht Mißfeld. „Diese These hält einer geschichtlichen Prüfung schlichtweg nicht stand. Es verhielt sich in vielen Fällen sogar exakt umgekehrt. Die Zentralbanken mussten die Zinsen in vielen Fällen notgedrungen zur Bekämpfung ausufernder Inflation erhöhen und die ist bekanntermaßen einer der wichtigsten Preistreiber beim inflationsgeschützten Gold.“ Dass ein möglicher Zinsanstieg für den Goldpreis sogar positiv sein dürfte, erklärt Siegel mit den in einem solchen Fall sinkenden Kursen bei Anleihen. „Bei steigenden Zinsen will kein Anleger die schlecht oder sogar negativ verzinsten Anleihen behalten, so dass ein großer Verkaufsdruck entsteht. Die frei werdenden Anlagegelder aus den Anleihen werden in andere Bereiche ausweichen und sich auf Immobilien, Aktien und Edelmetalle verteilen.“ Besonders letztere dürften dann profitieren. „Dabei befinden sich Immobilien und Aktien aktuell auf einem Allzeithoch, während die Edelmetalle nach dem Rückgang in den Jahren 2011 bis 2015 noch Nachholbedarf haben“, erklärt Siegel. Seine Einschätzung untermauert er mit einem Blick in die Vergangenheit: „Eine ähnliche Entwicklung gab es in den Jahren 1977 bis 1980, als die Immobilien und die Edelmetalle während einer langen Phase mit steigenden Zinsen auf Allzeithöchstständen haussierten.“ Bis sich die Edelmetallpreise wieder negativ entwickeln, dürfte Siegel zufolge noch einige Zeit vergehen: „Gefahr droht den Edelmetallen wie im Jahr 1981 geschehen erst dann, wenn die Zinsen hoch sind, wieder fallen und die Kurse der Anleihen wieder ansteigen.“

Gold als sicherer Hafen

Mißfeld verweist noch auf einen anderen Grund, warum Gold von einem möglichen Zinsanstieg profitieren könnte: Die starke Verunsicherung an den Märkten, so dass das Edelmetall einmal mehr seinem Ruf als Krisenwährung gerecht werden würde: „Die sorgenfreien Trades an den Anleihe-, Immobilien und Aktienmärkten im Windschatten der Zentralbanken finden also möglicherweise schon recht bald ein Ende. Kehren Unsicherheit und Angst in die Köpfe der Anleger zurück, wird Gold als sicherer Hafen deutlichen Zulauf erfahren.“ Ein großes Problem sei in diesem Zusammenhang, dass die günstigen Zinsen für viele Anleger längst zur Normalität geworden sind. „Aus der geldpolitischen Wende ergeben sich kurz- bis mittelfristig enorme Krisenpotenziale, da sich die Schuldner schnell an die günstigen Konditionen gewöhnt haben und von ihnen abhängig geworden sind“, glaubt Mißfeld. Seine Meinung eines weiterhin steigenden Goldpreises wird auch durch den Blick auf andere Assetklassen bestärkt. „Während sich die meisten Anlagemärkte auf oder nahe ihrer Allzeithochs in überdurchschnittlich lange andauernden Bullenmärkten bewegen, haben die Edel metalle erst vor kurzem ihre mittelfristigen Tiefststände hinter sich gelassen. Berücksichtigt man zusätzlich noch die Größenverhältnisse der Märkte zueinander, dürfte es jedem Analysten einleuchten, dass bereits eine kleine Umschichtung ins Edelmetall sehr große Kurssteigerungen auslösen kann.“ Als weiteren entscheidenden Faktor für den zukünftigen Goldpreis sieht Mißfeld einen möglichen Bedeutungsverlust des US Dollars durch die russisch-chinesische- Allianz zur Umgehung des Petro-Dollars. Diese würde bei Erfolg zu einer Dollar- Inflation und schweren Krise des gesamten westlichen Finanzsystems führen. Dann wäre die geldpolitische Stärkung westlicher Währungen als notgedrungene Gegenmaßnahme zu verstehen. „Sollten wir tatsächlich in den nächsten Jahren Zeugen einer solch weitreichenden Neustrukturierung des Welt-Finanzsystems werden, würden die Edelmetalle mit hoher Wahrscheinlichkeit massiv  profitieren“, mutmaßt Mißfeld.

FAZIT

Die aktuelle Situation zeigt, warum Gold seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle im Finanzsystem spielt: Es hat Eigenschaften, die sich in jeder Situation als Investment eignen. Wann die Zinsen wieder so hoch sein werden, dass Edelmetalle wie Gold an Attraktivität einbüßen könnten, ist derzeit wohl nur sehr schwer vorherzusagen.

Quelle: Finanzwelt